Krug-Museum

Motivation:

Warum sammelt man Krüge? In meinem Fall war der Auslöser eine kleine Sentimentalität: Zufällig habe ich einen alten bauchigen, blauen Steinzeug-Bierkrug mit Rautenmuster entdeckt, der dem glich, den mein Großvater zu besonderen Anlässen gerne benutzt hat. Und weil ich inzwischen selbst eine Bauernstube neben der Küche hatte, wollte ich auch wie seinerzeit in meiner Kindheit gesehen, ein paar solcher hübschen Krüglein auf dem Wandboard stehen haben. Mit jedem weiteren Krug wuchs meine Begeisterung für die vielfältige Machart alter Krüge und es tat sich eine völlig neue, weite Welt für mich auf, die natürlich in längst vergangenen Zeiten wurzelt. Mich fasziniert sowohl die alte Deutsche Krug- als auch Bierkultur, denn beides ist ja eng miteinander verwoben. Viele witzig-provokanten Trinksprüche und Redensarten zieren die Bierkrüge im Historismus-Stil und bezeugen den seinerzeit durchaus positiven Stellenwert des Bieres und die feste Verankerung in der Kultur. Krüge ganz im Allgemeinen, ob aus Steinzeug oder Steingut sind für mich viel mehr als praktische Flüssigkeit-Container oder Trink- und Schank-Gefäße: sie sind ein sehr bemerkenswertes, allgemein unterschätztes, weltweit einmaliges, deutsches Kulturgut. Der Krug ist eben ein komplexer Informationsträger an dem die Kultur zu seiner Zeit, d.h. bestimmte handwerkliche Fertigkeiten, Stand der Fertigungstechnik, Zeit-Geist und Geschmack, Lebensgewohnheiten, Einstellung zum Alkohol, Sozialleben und Bräuche, ... abgelesen werden kann. Er richtet unseren Blick in längst vergangene Zeiten zurück und macht deutlich, wie groß der Unterschied zur heutigen Lebenswirklichkeit geworden ist. Alkoholische Getränke haben ihren seinerzeit guten Ruf spätestens zu Beginn des neuen Jahrtausend verloren. Inzwischen findet die Berauschung leider oft nicht mehr im sozialen Miteinander, z.B. in Wirtshäusern und Bierstuben, sondern abgesehen von den Parties der Heranwachsenden und ja, dem Münchner Oktoberfest, fast nur noch "nicht-öffentlich" versteckt, im rein privatem Milieu statt. Bier und Wein werden zusehends von anderen Drogen mit noch viel schnellerer und größerer Wirkung verdrängt. Heute trinkt auch leider fast niemand mehr aus Krügen, sogar Keramik im allgemeinen Alltagsgebrauch hat nicht mehr den hohen Stellenwert wie früher. Ich frage mich nur, was könnte man wohl in ferner Zukunft aus einem zeitgenössischen Trink-/Bierglas, einem Plastik-, oder Pappbecher oder einer Bierdose an kulturellen Errungenschaften und Indizien für Lebensqualität ableiten?

Warum stellt man eine Sammlung online? Ja, das ist erst mal viel zusätzliche Arbeit.. zwingt mich aber dazu, Disziplin und Ordnung in meiner Sammlung groß zu schreiben und hilft mir so, den Überblick zu behalten und auch gezielter bei Neuerwerbungen vorzugehen. Zuerst habe ich nur eine Excel-Tabelle als Inventarliste angelegt, aber das ist unpraktisch, denn Bilder sind viel aussagekräftiger und eindeutiger als jegliche textliche Information und viele Bilder wollen geordnet sein... Bei meinen Recherchen zu neu erworbenen Krügen habe ich selbst viele Krug-Bilder im Internet gesucht und gefunden, z.B. bei der "beerstein.net"-Bilddatenbank und so könnten theoretisch jetzt auch andere Sammler durch meine Online-Sammlung bei ihren Recherchen davon profitieren, wenn es um die Bestimmung ihrer Krüge geht... Und nicht zuletzt gibt es kaum Museen im Keramik Bereich, die ihre Exponate für jedermann online stellen. Ich selbst wusste z.B. noch vor 5 Jahren nichts von den vielen wunderbaren, künstlerisch wertvollen "Historismus-Bierkrügen", weil das auch in meiner Baby-Boomer Lebenswelt nicht vorkam und jetzt finde ich: das muss man einmal gesehen haben!

Auswahl der Krüge:

Meine physische Sammlung zählt derzeit knapp tausend Krüge, nicht jeder ist (schon) hier online. Die Sammlung deckt einen relativ breiten Typen- bzw. Themen-Bereich ab, von der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Frühere Krüge des 16. und 17. Jhd., z.B. aus Creussen, Raeren, Annaberg, Muskau, Frechen oder Köln sind zwar faszinierend, mir aber in Bezug auf die oft relativ schlichte Machart dann aber doch meist zu kostspielig. Ich sammle bewusst einen repräsentativen Querschnitt durch alle Krüge, die damals im Handel und damit auch beim normalen Bürger zuhause vorzufinden waren. Von den Krug-Produzenten wurde schon sehr früh auf die Sammel-Leidenschaft des Menschen reagiert und bestimmte Krug-Typen ganz fokussiert für diesen Kundenkreis produziert. Die größte Zielgruppe war der kaufkräftige US-Markt, nicht nur für gefällige Souvenir-Krüge, sondern auch für prächtige Prunk-Krüge, die heute (fast ausschließlich) in den großen privaten Bierkrug-Sammlungen in den USA behütet werden. Am Beispiel von Villeroy & Boch Mettlach-Krügen, die durchgängig hochwertig und hochpreisig sind, weil mit viel technischem und Arbeits-Aufwand gefertigt, wird ganz klar, dass es wie bei allen Konsumgütern auch bei Krügen eine obere Luxus-Klasse gab. Neben den antiken Mettlach-Krügen, sind auch antike Figuren-Krüge (Character-Steins), sehr alte Münchner Brauerei-Krüge, so wie echte Reservisten-Krüge in der obersten Preisklasse, relativ Wert-beständig und werden in Deutschland kaum zum Kauf angeboten oder zur Schau gestellt. Hier im Krug Museum geht es nicht um Exklusivität und diese Sammlung taugt sicher nicht zur Kapitalanlage. Die Verkaufs-Preise in Deutschland sinken kontinuierlich und sind aktuell vielleicht höchstens 50% des Wertes den derselbe Krug derzeit in den USA erzielen würde (gemessen an den aktuellen SCI-Angaben für einen bestimmten Krug). Das ist einerseits schade, denn es bedeutet die allgemeine Wertschätzung geht sehr rasch verloren, andererseits ermöglichte es z.B. mir, die Sammlung rasch aufzubauen. Mir persönlich gefallen die unterschiedlichsten Typen von Krügen. Am liebsten habe ich jene, bei denen die Proportionen stimmen, die handwerklich-qualitativ und künstlerisch gut gemacht sind, nicht zu kitschig sind und am Besten schon oft mit Bier, Wein oder Most befüllt wurden, d.h. ein Teil des echten Lebens waren. Natürlich ist meine Auswahl für diese Sammlung immer subjektiv, reine Geschmacksache eben. Was vielen in USA gefällt, weil bunt-spektakulär ist meines aber eher nicht: Auffällige Schau-Krüge, oder z.B. lustige und/oder groteske Figuren-Krüge von Schierholz oder Ernst Bohne Söhne. Technisch sicher sehr gut gemacht, optisch interessant... dennoch geht das meines Erachtens häufig zu weit von der eigentlichen Bestimmung eines Kruges weg und wird vielleicht sogar unpraktisch beim Trinken sein... (Echte) Reservisten-Krüge z.B. finde ich als Einzelstück schon imposant und sammel-würdig, bei vielen Exemplaren erscheint mir aber deren militaristische Dekoration doch überladen, etwas viel zuviel des Guten. Die seinerzeit vorherrschende Begeisterung und der Stolz für das Kriegshandwerk wirkt heutzutage sehr aus der Zeit gefallen. Den Reservisten selbst hat sein Krug, stolzes Andenken an seine 2-3-jährige Dienstzeit, ein ganzes Monatssalär gekostet. Für die Garnison-nahen Militaria- und Souvenir-Shops, in denen die Krüge angeboten wurden war das auch ein gutes Geschäft.. Die zahllosen Fake-Reproduktionen, die nun von nichts-ahnenden Neu-Besitzern im Internet angeboten werden sind leider qualitativ und künstlerisch belanglos, ein Beispiel dazu ist in meiner Sammlung.

Bilder-Kategorien:

Die Bilder bzw. Krüge sind in mehrere Kategorien eingeteilt, um die Übersicht über die vielen Krüge zu erleichtern und die Ladezeiten der einzelnen Seiten relativ gering zu halten. Oft könnte ein Krug von der Logik her gleich mehreren Kategorien stimmig zugeteilt werden. Obwohl das technisch machbar wäre, verzichte ich hier darauf, um den Webauftritt nicht unnötig mit Bildern aufzublähen. Die exklusiv zugeteilte Kategorie pro Krug kann oft strittig sein: Als Beispiel könnte ein alter "Feuerwehr-Krug" unter die Kategorien "Sammel-Krug", "Themen-Krug-Feuerwehr" oder z.B "Historischer Krug elfenbeinfarben" fallen, die Entscheidung für lediglich eine Kategorie ist entsprechend unpräzise und subjektiv, bitte um Nachsicht...

Danksagung:

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei all denjenigen bedanken, die mir bei meinem wunderbaren Hobby sehr geholfen haben! Z.B. bei:

        • Den vielen Vorbesitzern der Krüge, insbesondere denen, die sich beim Versenden an mich bzw. beim Verpacken vorher große Mühe gegeben haben, damit die Keramik heil ankommt!

        • Den Paketzustellern, die solche Pakete ordentlich und pfleglich behandelt haben

        • Den vielen anderen Krug-begeisterten, die ihre Wissen veröffentlicht und geteilt haben und mir selbst dadurch viel Zeit erspart und noch mehr Freude bereitet haben (Stein Collectors International SCIPaul van Eck, The Beerstein-Library (American Museum Of Ceramic Art), Klaus Ehm,...)

        • Meinen Freunden, die ich streckenweise vernachlässigen musste, weil das Hobby doch zeitraubend ist ...

        • Der Joomla-Community für die Bereitstellung eines sehr professionellen CMS'

        • Jan Pavelka / Phoca-Team für die gut funktionierende Bildergallerie

        • und speziell bei den Engagierten Phoca-Gallery-Experten Sabine Rahe & Benno Mathias von www.reisefotografien.eu die ihr sicherlich hart erarbeitetes Wissen einfach so öffentlich teilen, Respekt!