Krug-Museum

Historismus, was bedeutet das eigentlich?

Die Blütezeit für die Krug-Produzenten aus dem Westerwald lag zwischen ca 1875 und dem Beginn des Ersten Weltkrieg 1918. Diese Epoche entspricht der Zeit, in der in Kunst und Architektur der Stil namens Historismus dominierte. Der Historismus greift inhaltlich auf vergangene Kunststile wie z.B. Klassizismus oder Barock zurück und mischt deren Themenschwerpunkte neu und eingefasst in detaillierte, prächtige Ornamentik. Die nötigen kunsthandwerklichen Fertigkeiten zu detailliertem Design hatten sich inzwischen im Westerwald genauso etabliert, wie die ausgefeilten Brenntechniken und Glasuren für farbige Keramiken. Größere Betriebe leisteten sich zur Gestaltung eigens verpflichtete Designer aus dem Kunst-Metier, die sozusagen in der Produktentwicklung arbeiteten. 

Jeder Krug zu seiner Zeit! Streng genommen ist die spezifische Machart eines Kruges einmalig und kehrt genau so nicht mehr wieder. Kombiniert man die Gestalt und das Design eines Kruges mit dem handwerklich-technischen Eindruck von Keramik-Körper und ggf. Zinn-Montur kann man die ungefähre Entstehungszeit auf ein oder 2 Jahrzehnte festlegen. Im Vergleich zur Bildenden Kunst oder Architektur existieren zwar keine anerkannten Festlegungen über die Kunst-Stil-Eigenschaften von Krügen, aber wie jedes andere Produkt, musste auch ein Krug dem jeweiligen Zeitgeist entsprechen, damit er bei einer breiten Käuferschicht Gefallen fand. Und so lehnte sich die Machart künstlerischer Krüge daran an. Was z.B. in der Architektur die Stil-gerechte Fassaden-Gestaltung ausmachte, sieht man beim Krug entsprechend auf dem Dekor seiner Außenseite. Stilrichtungen werden posthum festgelegt, mit strittigen zeitlichen Grenzen. Ihre Ausprägungen sind stets geografisch-kulturell unterschiedlich und die Grenzen stets fließend. Historismus und Jugendstil z.B. sind auch beide für sich eher ein Stil-Mix (der Trend moderner Kunststile), und eben nicht so klar getrennt, wie man es gerne hätte.

Folgend ein Überblick: